Musik ist erst Musik wenn sie klingt. Bleibt sie in einem Kopf drinnen, klingt sie nur ihm. Will sie nach draußen, muß sie sich Mittel und Wege suchen, sich transformieren: als klingende Aktion, Zeit strukturierend, dabei prinzipiell einzigartig. Wiederholung kann nur annähernd gelingen. Notation ist ein Hilfsmittel dazu und darüber hinaus eine Kommunikationsgrundlage für musikalische Interaktion.
Notation ist äußerst vielfältig, historisch/territorial/individuell bedingt und niemals 100prozentig genau. Bei komplexen Notenbildern ist der visuelle Eindruck von Komplexität am klanglichen Ergebnis sicher nicht weniger beteiligt als die Umsetzung der in Notenform codierten Spielanweisungen. Unspielbar!? Läßt indes die Notation den Interpreten Freiheiten, so heißt dies keineswegs, es wäre gleichgültig, was sie spielten.
Die Partitur von shadows 2 entzieht sich der traditionellen Notation und setzt stattdessen auf Erinnerungsreste daran, indem sie - trotz aller Komplexität - einige der üblichen Parameter n i c h t darstellt. Die Musiker befinden sich auf schwankendem Grund. Hier ist Assoziation gefragt, das aufeinander Hören, das miteinander Spielen.
Die Partitur ist im Verlag Edition GRAVIS erschienen